Stefan Baumann: Cello
Roman Glaser: Flute
Maïte Colin und Michael Egger: Visuals
Phillippe Fleury: Recording
Sefan Baumann & Roman Glaser: Editing, Mix & Mastering.
Recorded in summer 2005 at Kernkraftwerk Leibstadt
Als sich Stefan Baumann und Roman Glaser vor einigen Jahren, anlässlich einer Serie von Improvisationsauftritten zum ersten Mal trafen, war beiden sehr schnell klar, dass diese Begegnung nicht ohne künstlerische Folgen bleiben würde.
Der hier bespielte Ort, der Kühlturm des Kernkraftwerkes Leibstadt, ist in vielerlei Hinsicht spektakulär. Allein die Ausmasse der Kühlturms sind enorm. Hinzu kommt das Wissen um die unvorstellbar grosse und potentiell zerstörerische Kraft der Energie, die an diesem Ort gewonnen wird. Die gigantische Menge Beton, die Moose und Flechten an den immensen Wänden, das schräg einfallende Sonnenlicht, das Geschrei der kreisenden Raubvögel, das Rauschen der Linienflugzeuge, welches sich in Folge der Raumakustik wie Gongschläge und Gewitterdonner anhört, kreierten für die Aufnahmesession einen Gesamteindruck, der für die beiden Musiker einmalig war und ein grosses Quantum an Inspiration mit sich brachte.
Ihrer Affinität zu speziellen Räumen, zum musikalischen Erforschen von Orten, ist das hier entstandene Kühlturm-Projekt letzten Endes zu verdanken.
Architektur beeinflusst Musik. Seien es die Klangfarben eines Raumes, die akustischen Besonderheiten, die dort anzutreffen sind, aber auch die Wirkung von Architektur auf das emotionale Wahrnehmen, all diese Faktoren schliesslich verbinden sich zu einem reichen, sinnlichen Eindruck eines Ortes. Stefan Baumann und Roman Glaser sind bestrebt, diese verschiedenen Aspekte in ihr Spiel, in Komposition und Improvisation einfliessen zu lassen. Hierbei geht es ihnen darum, die Architektur und die Musik in unterschiedliche Beziehungen zu setzten, einen Raum klanglich nachzuzeichnen oder ihn aber zu kontrastieren und ihm mit einem musikalischen Kontrapunkt zu begegnen.
Die Videokünstler Maite Colin und Michael Egger waren bei den Live-Aufnahmen ebenfalls vor Ort. Ihr künstlerischer Ansatz war weniger der, den realen Ort zu dokumentieren, als vielmehr mit den dort eingefangenen Bildern eine imaginäre Landschaft zu erschaffen. Mittels Kameras und eigens für ihre Arbeit entwickelten Tools, wie dem Video-Bass, den Michael Egger entworfen und gebaut hat, sind Bilder von grosser Ausdruckskraft entstanden.
Der Toningenieur Philippe Fleury hat mit der ausgeklügelten Mikrophonierung des Raumes, die dort vorhandenen akustischen Phänomene aufgezeichnet. Durch die Nachbearbeitung im Studio durch Stefan Baumann und Roman Glaser, bei der es hauptsächlich darum ging, die verschiedenen Kanäle der Mikrophone laut oder leise zu machen und so die erwähnten Klangereignisse in den Vordergrund zu rücken oder verschwinden zu lassen, entstand ein Hörerlebnis von grossem Klangreichtum, welches einem ein akustisches Erfahren eines sehr speziellen Raumes ermöglicht.